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Kapstadt – Designtrends entdeckt in Woodstock

Kapstadt – Designtrends entdeckt in Woodstock

Designer-Shops, ein Foodmarket und viele, viele Ateliers, die in ehemaligen Kinos oder in einer umgebauten Keksfabrik untergebracht sind – Kapstadt's Hotspot für Designtrends findet man in Woodstock.

 

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Conrad Hicks schlägt zu. Einmal, zweimal, immer wieder hämmert er auf rot glühendes Metall ein. Die Werkstatt des Kunstschmieds befindet sich in einem leer stehenden Kino im Stadtteil Woodstock, eines der Boomviertel Kapstadts. Will man Hicks tonnenschweren Kunstwerke sehen, muss man sich an exklusivere Plätze in der Stadt begeben. Eine gewaltige, aus Eisen geschmiedete Treppe führt in den Weinkeller des Ellerman House in Bantry Bay, ein Relais & Chateaux Hotel das auch für seine ausgezeichnete Kunstsammlung bekannt ist.

Arbeiten, das kann Hicks nach eigener Aussage nur in Woodstock. Einer Gegend, die anders ist als die nur wenige Kilometer entfernte aufmerksamkeitsverwöhnte Victoria & Albert Waterfront am Hafen, mit ihrer blendenden Fassade, den vielen Restaurants und Shoppingattraktionen. Grau, ein bisschen verlebt. Eben ein Viertel mit Patina – und mit ganz viel Charme.
Conrad Hicks Kreativschmiede hat meterhohe Decken, Fenster aus geschliffenem Glas, und unzählige Maschinenskelette liegen um den großen Ambos herum.

 

 

Das ehemalige Industriegelände Woodstock wandelte sich zum Trendviertel für Kreative. Nach und nach wurden ausgediente Fabriken, Kinos und stillgelegte Handwerksbetriebe zu Ateliers oder alternativen Einkaufszentren umgebaut: Die ehemalige Backwarenfabrik Biscuit Mill beherbergt heute den gleichnamigen Szenemarkt. Neben Mode und Kunsthandwerk bekommt man kulinarische Köstlichkeiten wie Meeresfrüchte und Fleisch, Slow Food und Champagner. Modedesigner wie Kat Van Duinen verkaufen ihre Kollektionen in lässig gestylten Läden. Exklusives aus Seide und Kaschmir, Handtaschen und Gürtel aus Leder vom Strauß, Krokodil und Schlange – luxuriös und begehrt. Wenige Blocks weiter nur liegt Bronze Age, die Bronzegießerei, in der der bekannte Künstler William Kentridge seine Entwürfe umsetzen lässt.

In Woodstock, rund um die Victoria- und die Albert Road, erkennt man, warum Kapstadt zur Welt-Design-Hauptstadt 2014 ernannt wurde. „Design gestaltet hier nicht bloß urbane Räume, sondern macht Veränderungen in der Gesellschaft möglich“, so die Auswahljury in Taipe 2011.

Design mit Veränderungspotential? In Kapstadt keine Seltenheit, wie ein Besuch beim Duo Pedersen-Lennard ein paar Blocks weiter zeigt. In der Passage Woodstock Exchange arbeiten die Industriedesigner, Anfang 30, mit Blech und Holz. Ihre Möbel wie Sitzhocker, Tische und Stühle werden von den Bewohnern in einem der umliegenden Townships von Hand aus Blech zugeschnitten und in Form gebracht. Bei der Firmengründung vor fünf Jahren entscheiden Luke Pedersen und sein Partner bewusst, ausschließlich Mitarbeiter in einem Township zu. „Sie haben eine Chance – aber keine langen Wege in die Stadt“, erklärt Pedersen. Millionen Menschen leben in Kapstadt buchstäblich am Rand der Gesellschaft weil die Townships kilometerweit außerhalb liegen. Pedersens Geschäftsmodell überwindet die Distanz – nicht bloß aus Kalkül, sondern weil er ein Zeichen setzen will. Erst für die letzten Arbeitsschritte bringt Pedersen die Rohlinge in die Werkstatt nach Woodstock, wo sie den letzten Schliff bekommen.

 

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450 Design-Projekte liefen anlässlich des WDC-Jahres in Kapstadt an. Einige bleiben Visionen auf dem Papier und warten auf Umsetzung. Andere laufen, und wer sie entdecken will, muss bloß ein bisschen stöbern. Man entdeckt zum Beispiel eine Kunstinszenierung im Township , oder Visionen, durch die verlassene Plätze in der Stadt zum Leben erweckt werden. Ein gemeinsames, großes Ziel haben all diese Projekte „Design can build our nation – Design kann unsere Gesellschaft verändern.“

Übrigens: Für kreative Ideen in Sachen Übernachtung ist Kapstadt ebenfalls bekannt: Das Sea ist eine Oase in Camps Bay, dem Hipsterviertel Kapstadts. Maritimer Capetonian Stil, große Räume mit Meerblick, darin schimmernde Treibholzfundstücke, helle Möbel und abstrakte Kunst an den Wänden. Und das Frühstücksbüffet, nur vier Meter vom Pool entfernt, wird von Unikaten beleuchtet – Holzlampen von einem weiteren anerkannten Künstler, Porky Hefer.

Das Grand Daddy dagegen trumpft mit einem Trailerpark und einer Bar auf dem Hoteldach auf. Man muss sich bloß noch entscheiden, in welchem der Wohnwagen inmitten der Hochhausdächer man übernachten will – Pleasantville, The Ballad of John and Yoko – oder noch lieber Afro Funk? Letzterer ist stilecht in braun-orange, mit Nelson Mandela-Kissen und -Prints ausgestattet. Oder man gönnt sich eine Nacht im, draußen, in den bunten Weinbergen von Constantia. Das Hotel liegt in den rund 350 Jahre alten Gemäuern eines Weinguts, das Interieur eine Mischung aus Antiquitäten und kostbarer zeitgenössischer Kunst. Stylisch, ohne kühl zu wirken. Bemerkenswert ist das Restaurant, in dem Papiervögel von der Decke blicken und zauberhafte Scherenschnitte die Wände schmücken.

 

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Welt Design: Infos, Programm und Hintergründe

http://www.wdccapetown2014.com/

 

Kapstadt-Insights:

https://www.dein-suedafrika.de/

 

Projekte:

Eine amerikanische Anwältin für Menschenrechte rief Rock Girl ins Leben, eine Nichtregierungsorganisation mit deren Hilfe sichere Plätze für Mädchen und junge Frauen in der Stadt geschaffen werden. Symbolisiert werden sie von unterschiedlichen bunten, individuell designten Bänken die in den Straßen zu finden sind.

Maboneng Township Arts Experience: Kunst im Township, eine Kunst-Inszenierung in den Häusern der Townshipbewohner

Industriedesigner Pedersen Lennard

 

Übernachten:

The Ellermann

80 Kloof Road, Bantry Bay, 8005, Cape Town, South Africa, info@ellerman.co.za, Phone: +27 21 430 3200

The Sea Five

5 Central Drive, Camps Bay 8005, Kapstadt, Tel: +27 (0)21 4380 743, E-mail: info@seafive.co.za

The Grand Daddy

Innenstadt, 38 Long Street, Cape Town 8001, Telefon: +27 21 424 7247

Steenberg Farm

Steenberg Estate, Steenberg Road, Tokai, 7945, Cape Town

 

 

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